Mentale Belastung kann negative Stimmung verstärken

Optimismus ist ein Persönlichkeitsmerkmal

von Holger Westermann

Pessimismus leider auch – das ergab eine Studie von Psychologen der Michigan State Universität (East Lansing, Michigan, USA). Ob Menschen auch in unangenehmen und bedrohlichen Situationen positiv gestimmt bleiben oder eher depressive Stimmung geraten, ist offensichtlich im Gehirn und damit in ihrer Persönlichkeit festgelegt.

Für die Studie wurden 71 Frauen gefragt, ob sie sich eher optimistisch (mutig, hoffnungsfroh) oder pessimistisch (ängstlich, besorgt) einschätzen. Für das Experiment wurden den Frauen Bilder mit beängstigendem Inhalt vorgelegt, verbunden mit der Aufforderung sich einen positiven Ausgang der gezeigten Situation vorzustellen. Das war, von den Psychologen durchaus gewollt, gewiss nicht leicht. So zeigte eine Abbildung, wie ein maskierter Mann eine Frau umfasst und mit einem Messer bedroht. Die Mühe beim Bemühen, solchen Situation eine positive Wendung zu erdenken, dokumentierten die Forscher durch ereigniskorrelierte Potentiale (event-related potentials, ERPs), einer speziellen Form des Elektroenzephalogramms (EEG), welcher Aufwand dabei im Gehirn der Frauen bewältigt wurde.

Frauen, die sich selbst zuvor als pessimistische eingeschätzt hatten, zeigten eine weitaus größere Hirnaktivität als die Optimistinnen. Die Forscher interpretieren diese Ergebnisse als aktives Unterdrücken negativer Emotionen bei Pessimistinnen. Einer eher pessimistischen Persönlichkeit fällt es schwer, sich für eine offensichtlich ohnehin schon schwierige bis ausweglose Situation eine attraktive Zukunft auszumalen. Die Notwendigkeit größerer Anstrengung kann jedoch dazu führen, dass sich die Betroffenen mental stark belastet fühlen, dass sich die negative Stimmung noch verstärkt.

"Tatsächlich scheinen sich die negativen Gefühle zu verstärken, wenn die Frauen dazu aufgefordert werden, positiv zu denken", erläutert Prof. Dr. Jason S. Moser, Erstautor der Studie. Deshalb führe auch der gute Rat, das Leben doch nicht so schwer zu nehmen und positiv in die Zukunft zu blicken, bei Pessimisten so zuverlässig ins Leere. Wichtig sei es anzuerkennen, dass es für diese Menschen tatsächlich ein mentaler Kraftakt sei (der sich auch in einer stark erhöhten Hirnaktivität ausdrücke), eine unangenehme oder als bedrohlich empfundene Situation „neu zu denken“. Doch genau darin sieht Prof. Moser die einzige realistische Chance für die Betroffenen ihre Weltsicht optimistischer zu erleben.

Quellen:

Moser, J.S. et al. (2014): Neural markers of positive reappraisal and their associations with trait reappraisal and worry.. Journal of Abnormal Psychology, 2014; 123 (1): 91 DOI: 10.1037/a0035817.

Erstellt am 5. April 2014
Zuletzt aktualisiert am 5. April 2014

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