Rasche Verbreitung der Krebszellen entlang von Blutgefäßen

Sonnenbrand provoziert Hautkrebs und beschleunigt Metastasenbildung

von Holger Westermann

Der schwarze Hautkrebs ist besonders gefährlich, da er sehr schnell Metastasen in lebenswichtigen Organen bildet. Unterstützt wird dieser Prozess durch tiefreichende Entzündung und Reizung der Haut, die durch UV-Strahlung hervorgerufen wird. Jeder Sonnenbrand ist daher eine doppelt wirksame Gefahr für die Gesundheit.

Schwarzer Hautkrebs (Malignes Melanom) entsteht aus den Pigmentzellen der Haut, und setzt sich deshalb bei der Mehrzahl der Mitteleuropäer gut erkennbar als dunkel gefärbtes Areal von der ungebräunten Haut ab. Es gibt jedoch auch helle Varianten (amelanotische Melanome), die weniger gut zu erkennen sind. Das Tumorgewebe erhebt sich zumeist über die Hautoberfläche, wächst aber auch in die Tiefe. Je dicker der schwarze Hautkrebs bereits herangewachsen ist, um so größer ist das Risiko der Metastasenbildung. Bei dünnen Melanomen unter 1 mm ist das Risiko gering, bei dicken über 4 mm dagegen groß. Glücklicherweise wird heutzutage die Mehrzahl der malignen Melanome frühzeitig erkannt und operiert. So gelten 85% aller Patienten mit schwarzem Hautkrebs nach der ersten Operation als geheilt.

Bei einer Gesamtzahl von rund 20.000 Erkrankten allein in Deutschland, die das Robert-Koch-Institut für das Jahr 2014 prognostiziert, sind dies jedoch immer noch rund 2.500 Todesfälle. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass die durch intensives Sonnenbad oder gar einen Sonnenbrand (Erythema solare) hervorgerufene Entzündung der Haut (Dermatitis solaris) die Metastasenbildung beim malignen Melanom begünstigt. In der entzündeten Haut breiten sich die Krebszellen bevorzugt auf der Oberfläche von Blutgefäßen aus.

Durch neue experimentelle Methoden, die am LIMES-Institut der Universität Bonn (Deutschland) entwickelt wurden, konnten die Forscher untersuchen, dass sich die Krebszellen auf Blutgefäßoberflächen besonders schnell fortbewegen. „Die Beweglichkeit von Melanomzellen (Krebszellen) nimmt in einer entzündlichen Umgebung zu“, erläutert Prof. Dr. Waldemar Kolanus, einer der Autoren der Studie. Angeregt wird diese Wanderung der Krebszellen entlang der Gefäßwände durch spezielle Botenstoffen, die neugebildete Pigmentzellen zu ihrem Platz in der Babyhaut leiten sollen. Durch eine Entzündung in der Haut werden diese, beim Erwachsenen normalerweise abgeschalteten, Programme wieder aktiviert – und von den Pigment-Krebszellen in umgekehrter Richtung zur Ausbreitung genutzt.

Bei Sonnenbrand riskieren die Menschen, dass schwarzer Hautkrebs entsteht und dass er sich im Körper verbreitet. Hilft beim ersten Risiko möglicherweise eine größere Aufmerksamkeit gegenüber Hautveränderungen, entziehen sich die Folgen des zweiten Risikos dem oberflächlichen Blick. So entspannend ein Sonnenbad auch ist, so dekorativ gebräunte Haut (noch) erscheint – jeder Sonnenbrand ist ein nachhaltiges Gesundheitsrisiko.

Quellen:

Bald, T. et al. (2014): Ultraviolet radiation-induced inflammation promotes angiotropism and metastasis in melanoma. Nature, online veröffentlicht am 26.02. 2014. DOI: 10.1038/nature13111

Erstellt am 1. April 2014
Zuletzt aktualisiert am 1. April 2014

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