Die Halbe am Abend ist kein wirksamer Ersatz fürs Zähneputzen

Bier schützt Zahnfleisch und Zähne

von Holger Westermann

Zumindest dem biertypischen Geschmacksträger Hopfen attestiert eine medizinische Studie aus Japan gute Wirksamkeit gegen Zahnfleischentzündung und Karies. Leider sind nicht die beim Bierbrauen verwendeten Hopfenzapfen Träger der untersuchten Wirkstoffe, sondern die Hochblätter der Pflanze. Doch ohne engagierte Biertrinker wird kein Hopfen angebaut und es können auch keine Blätter geerntet werden.

So bedarf es eines kräftigen Bierdurstes, es darf durchaus auch alkoholfrei sein, um das Rohmaterial zu gewinnen. Bisher wurden die Blätter schlicht zu Kompostmaterial, zukünftig wird man sie wohlmöglich pharmakologisch verwenden können. Das Forscherteam um Yoshihisa Tanaka von den Research Laboratories for Fundamental Technology of Food der Asahi Group Holdings, einem Brauereikonzern in Sumida (Präfektur Tokio, Japan) interessierte sich für Polyphenole (aromatische Moleküle mit mehreren direkt an einen Phenolring gebundene Hydroxygruppen) und deren antioxidative – und damit antibakterielle – Wirkung.

Polyphenole kommen in sehr vielen Pflanzen als Schutzmoleküle vor. Zum einen sind sie für viele Fressfeinde giftig, zum anderen sind sie oft farbig und schützen so die Pflanzen vor allzu intensiver Sonneneinstrahlung. Menschen schätzen die Polyphenole zahlreicher Pflanzen als Geschmacksstoffe, beispielsweise die Tannine im Wein.

Ein Extrakt aus den Hochblättern der Hopfenblüte verhindert in Experimenten das Anhaften der Bakterien an Oberflächen. Damit können die oft zahlreichen Bewohner der Mundhöhle ihre Schadstoffe (beispielsweise zahnschmelzangreifende Säuren) punktuell konzentrieren. Zudem konnte durch den Extrakt die Konzentration der von den Bakterien freigesetzten Giftstoffe reduziert werden.

Durch eine genaue Analyse der Inhaltsstoffe der Hopfenblätter konnten vier Moleküle gefunden werden, die bisher unbekannt waren, sowie zwanzig Substanzen, die erstmals im Hopfen nachgewiesen wurden. So offenbaren auch schon wohl bekannte Nutzpflanzen neugierigen und beharrlichen Forschern immer wieder interessante und möglicherweise (anderweitig) nützliche Eigenschaften. Sollte zukünftig eine Hopfen- oder Bierzahncreme oder ein Mundwasser angeboten werden, ein interessierter Kundenkreis wäre den Herstellern sicher. Auch das kann Forschung motivieren.

Quellen:

Tanaka, Y. et al. (2014): Comprehensive Separation and Structural Analyses of Polyphenols and Related Compounds from Bracts of Hops (Humulus lupulus L.). Journal of Agricultural and Food Chemistry 62 (10): 2198–2206. DOI: 10.1021/jf405544n

Erstellt am 27. März 2014
Zuletzt aktualisiert am 27. März 2014

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