Wetter
Frost, Nebel, Reif und Glätte
Dieser Herbstakkord erklingt derzeit allmorgendlich, wenn auch (noch) nicht allerorten. Reifglätte entsteht, wenn sich Luftfeuchte an unterkühlten Oberflächen niederschlägt. Drei Bedingungen müssen erfüllt sein, damit Reif entstehen kann: Luft mit hohem Feuchtigkeitsgehalt kühlt so weit ab, dass Wassertröpfchen kondensieren. Dieser Nebel trifft auf eine eiskalte Oberfläche und gefriert tröpfchenweise.
Meteorologen nennen die Temperatur, bei dem 100% Luftfeuchte erreicht werden den Taupunkt. Normalerweise wird angegeben, wie hoch die relative Luftfeuchte bei der aktuellen Lufttemperatur ist. Denn Luft kann bei hoher Temperatur mehr Wasserdampf aufnehmen als bei niedriger. Erwärmt sich die Luft sinkt die relative Luftfeuchte, kühlt die Luft ab steigt die relative Luftfeuchte. Der Taupunkt gibt an, welche Temperatur unterschritten werden muss, damit sich in feuchter Luft die ersten Tröpfchen bilden.
Kühlt die Luft unter den Taupunkt ab, können sich die soeben kondensierte Tröpfchen an einer Oberfläche niederschlagen. Ist die Oberfläche ein wenig wärmer als 0°C entsteht Tau, ist sie kälter bildet sich Reif. Wie schnell dieser Prozess abläuft, hängt von der Temperaturdifferenz zwischen der Oberflächentemperatur und dem Taupunkt der Luft ab. Zumeist ist diese Differenz nur sehr gering ist, so dass es mehrere Stunden dauern kann, bis sich Reif bildet.
Im Herbst sind die Lichttage schon kurz und die Sonne steht auch zur Mittagszeit bereits sehr tief am Himmel. Nur noch wenig Strahlungsenergie trifft auf den Boden, dafür kann in langen klaren Nächten die Wärmestrahlung ungehindert in den -270°C kalten Weltraum entweichen. Deshalb erreicht die Temperatur auch am frühen Morgen ihren Tiefstwert. Liegt dieser Tiefstwert unter 0°C sprechen Meteorologen von Strahlungsfrost, da er auftritt, wenn Wärme weitgehend abstrahlt. Besonders schnell kühlen Gegenstände und Oberflächen aus, die keinen direkten Kontakt zu Wärmelieferanten, wie Erdboden oder Gebäuden, haben und eine gute Wärmeleitfähigkeit besitzen. Diese Oberflächen kühlen schneller und tiefer ab als die darüberliegende Luft mit durchweg schlechter Wärmeleitfähigkeit.
Der zweite Reiffaktor, die feuchtwarme Luft strömt zumeist vom Atlantik oder der Nordsee nach Mitteleuropa. Zieht nach einigen sonnigen Tagen und eiskalten Nächten in einer westlichen oder nordwestlichen Strömung feuchtwarme Meeresluft heran, entsteht ein markanter Unterschied zwischen dem noch kalten Boden und dem Taupunkt der heran transportierten Luft. Oft genügt schon ein Frontdurchgang für eine hinreichende Temperaturänderung und Feuchtezunahme der Luft, um den benötigten Temperaturunterschied zwischen der Oberfläche und dem Taupunkt der Luft hervorrufen.
So kündigt Reifbildung oft einen Wetterwechsel an. Bei tagsüber sonnigem Herbstwetter sind die wolkenlosen Nächte kalt genug, um Luft und Boden unter 0°C zu kühlen. Über diese frostige Landschaft strömt feuchte Meeresluft, zumeist im Gefolge eines Tiefdruckgebiets. Mit den Tiefausläufern kommen die Wolken und oft auch Regen, gebietsweise sogar Schnee. Wolken und Niederschläge verhindern die weitere Reifbildung.
Quellen: M.Sc. Met. Andreas Würtz: Entstehung von Reif und Reifglätte. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 13.11.2013
Erstellt am 13. November 2013
Zuletzt aktualisiert am 13. November 2013

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