Wetter
Wärme belastet nicht nur Wetterempfindliche
Für das richtige Sommergefühl benötigen viele Menschen eine Lufttemperatur über 30°C. Andere stöhnen schon bei 25°C über die unerträgliche Wärmebelastung. Doch zumeist gelingt es den Menschen recht gut, sich auf veränderte Umweltbedingungen einzustellen, wenn der Wechsel nicht allzu abrupt erfolgt. Dabei bedarf es noch nicht einmal einer Fernreise in heiße Urlaubsregionen. Auch hierzulande kann die Wärmebelastung sprunghaft ansteigen, sogar bei gleichbleibender Thermometertemperatur – dazu bedarf es nur einer höheren Luftfeuchte. Selbst Sonnenhungrige schalten dann in den Schongang, um ihren Kreislauf nicht zusätzlich zu belasten.
Zumeist genügt ein einfaches Mittel, um die Körpertemperatur konstant zu halten: Man wechselt die Kleidung, im Winter wärmend und im Sommer luftig. Deshalb ist der Standardtemperaturbereich bei Menschenswetter auch so großzügig bemessen. Zwischen 0°C und 20°C lassen sich Kälte- und Wärmereize problemlos durch angemessene Garderobe regulieren. Unterhalb und oberhalb dieses Temperaturkorridors können aufgrund von chronischen Erkrankungen oder einer besonders ausgeprägten Sensibilität bereits gesundheitliche Probleme auftreten. Je nach Erkrankung oder spezieller Empfindlichkeit sind es andere Wetterlagen oder Temperaturreize, die eine zusätzliche Gesundheitsbelastung darstellen können.
Im Sommer ist der Körper durch Wärme besonders gefordert. Die Körpertemperatur sollte stets ca. 36,5°C betragen (gemessen auf der Haut, die Körperkerntemperatur beträgt ca. 37,5°C), im Tagesverlauf (Maximum am Nachmittag) und bei körperlicher Anstrengung können auch 37,5°C gemessen werden. Um die Wärme aus dem Körperinnern effektiv abzuführen weiten sich die Adern in der Haut, es fließt mehr erwärmtes Blut an der Körperoberfläche und kann dort abkühlen. Ist die Aussentemperatur zu hoch beginnt der Mensch zu schwitzen, um über die Verdunstungskälte die Haut zu kühlen, damit der Blutfluss weiterhin Wärme abtransportieren kann. Doch bei geweiteten Adern mit ungewöhnlich großem Durchmesser sinkt der Blutdruck. Darunter leiden weit von Herzen entfernt liegende Körperregionen, Arm- und Beinmuskeln aber auch das Gehirn. Bei Hitze sind die Menschen schlapp, träge und unkonzentriert. Wärme belastet spürbar das Herz-Kreislauf-System, die Konzentrationsfähigkeit und auch die Motivations- und Leistungsbereitschaft.
Bei hoher Luftfeuchte funktioniert die Körperkühlung nicht mehr zuverlässig. Die Menschen schwitzen, doch die Luft kann keine weitere Feuchtigkeit aufnehmen. Der Schweiss rinnt den Körper hinunter, ohne Verdunstungskälte zu erzeugen. Deshalb leiden die Menschen bei Schwüle so sehr. Normalerweise bemerken sie ihr Schwitzen nicht, der Schweiß verdunstet sofort und kühlt dabei, die Kleidung bleibt trocken. Wird der Schweiß sichtbar ist das ein Zeichen für sehr starke körperliche Anstrengung und infolgedessen Überhitzung des Körpers, der ein Übermass an Kühlmittel zur Verfügung stellt – oder aber für das Versagen des körpereigenen Kühlverfahrens. In beiden Fälle ist es auch ein Warnzeichen, dass die Kerntemperatur des Körpers bedenklich ansteigen kann.
Um die medizinisch wirksame Wärmebelastung abschätzen zu können, wurden Wärmehaushaltsmodelle für den menschlichen Körper entwickelt. Beim Deutschen Wetterdienst (DWD) kommt das Klima-Michel-Modell zum Einsatz. Es verknüpft die atmosphärischen Bedingungen mit dem Energieumsatz einer mit konstanter Geschwindigkeit gehenden Standardperson (männlich, 35 Jahre alt, 1.75m groß, 75 kg schwer): dem Klima-Michel. Dieser variiert seine Bekleidung zwischen leichter Sommer- und dicker Winterkleidung so, dass er Behaglichkeit empfindet. Die „gefühlte Temperatur“ beschreibt den vom Klima-Michel empfundenen Temperaturreiz. Zwischen 0°C und 20°C gefühlter Temperatur genügt dem Klima-Michel ein Kleidungswechsel, um die Behaglichkeit herzustellen. Eine gefühlte Temperatur unter 0°C erzeugt dagegen Kältestress, oberhalb von 20 °C entsteht eine physiologische Wärmebelastung.
Um die Bevölkerung vor hoher Wärmebelastung zu warnen, haben viele europäische Wetterdienste ein Hitzewarnsystem entwickelt. Auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) und die österreichische Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) veröffentlichen entsprechende Warnungen, sobald bestimmte Schwellenwerte überschritten werden und die Belastung mindestens 2 Tage lang andauert. So wurden bereits heute Warnungen für Südwestdeutschland ausgegeben. Dort muss besonders am Sonntag mit Gefühlten Temperaturen über 34 Grad gerechnet werden. Weitere Gebiete werden in den nächsten Tagen folgen.
Hitzewarnung des DWD
Quellen: Dipl.-Met. Dorothea Paetzold: Wärmebelastung. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 20.07.2013
Erstellt am 20. Juli 2013
Zuletzt aktualisiert am 20. Juli 2013

Unterstützen Sie Menschenswetter!
Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.
Zwischenfrühling
Sonnenschein, Wärme an langen lichten Tage dieser Frühlingsdreiklang lockt hierzulande in den kommenden Tagen ins Freie. Das nasskalte Wetter weicht angenehmer Witterung. Für die Mehrzahl wetterempfindlicher Menschen eine Wohltat - leider wird auch der Pollenflug stimuliert. weiterlesen...
Beschleunigte Alterung der Gehirne erwachsener Frauen nach traumatiesierender Erfahrung in der Kindheit
Erleiden Mädchen emotionale, sexuelle oder physische Gewalt, müssen sie als Frauen mit einem höheren Risiko für Depressionen, Angststörungen, Fibromyalgie, Herzkreislauf - und Stoffwechselerkrankungen leben. Forscher der Charité Berlin haben nun einen weiteren neurologischen Effekt erkannt. weiterlesen...
Schon wenig Rotwein kann massive Kopfschmerzen auslösen
Reichlich Rotwein am Abend kann morgens Kopfschmerz provozieren. Manchen Menschen leiden jedoch schon nach einem kleinen Glas oder gar einem Probierschluck Rotwein und rasch anflutenden Kopfschmerzen - nicht erst nach Stunden im alkoholvertieftem Komaschlaf, sondern unmittelbar anschließend bei hellwachem Bewusstsein. weiterlesen...
Impfsaison 2023/2024 für Menschen mit Atemwegserkrankungen
Robert-Koch-Institut (RKI) und Ständige Impfkommission (STIKO) empfehlen Menschen mit Asthma und COPD frühzeitige Impfung gegen Grippe (Influenza) und neue Corona-Varianten sowie eine Überprüfung des Pneumokokken-Schutzes zur Vorbeugung einer Lungenentzündung. Gerade in der jetzt beginnenden kalten Jahreszeit steigt neben Infektionen der oberen und unteren Atemwege auch das Risiko für spürbare Verschlechterung der Symptomatik von vorbestehenden Lungenerkrankungen. weiterlesen...
Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt Ärzte bei der Diagnose
Das Konzept der KI (im Englischen treffender als Artificial Intelligence bezeichnet) ist in der aktuell populären Version auf die Komposition von Texten optimiert. In der medizinische Diagnostik werden andere Qualitäten gefordert. Doch schon heute liefern solche Anwendungen erstaunlich kompetente Unterstützung. weiterlesen...
Wetterwechsel provoziert Migräneattacken
Befragt man Menschen, die unter Migräne leiden, werden zuverlässig bestimmte Wetterlagen oder eine besonders dynamische Veränderung des Wetters als Auslöser von Schmerzattacken genannt. Deshalb wurde dieser besondere Umwelt-Trigger schon vielfach untersucht. Neue Studien zeigen, dass es nicht die Wetterlage ist, die Schmerzattacken auslöst. weiterlesen...