Hochdosierten Statinen schrumpfen Atherome
Arteriosklerose ist reversibel
Arteriosklerose, die Verkalkung der Arterien, ist keine Einbahnstraße. Bisher galt die medizinische Gewissheit, dass sich Ablagerungen in der Wand von Blutgefäßen (Plaques, Atherome) nicht mehr zurückbilden, bestenfalls lässt sich das Wachstum verlangsamen. Nun haben Forscher einen Weg gefunden mit bewährten Medikamenten die bedrohlichen Atherome zu verringern und den Blutfluss nachhaltig zu verbessern – die Dosis muss stimmen.
Der Schlüssel zu diesem unerwarteten, wenn auch erhofften Erfolg liegt in einer Therapie mit hochdosierten Cholesterin-senkenden Medikamenten (Statinen). Gelingt es die LDL-Konzentration im Blut (Low Density Lipoprotein, Lipoprotein niedriger Dichte) drastisch zu senken kommt es bei rund zwei Drittel der Patienten zu einer Rückbildung der Atherome. Dabei sollte ein Zielwert unter 80 mg/dl erreicht werden, darüber tritt der gewünschte Effekt nicht ein.
Für die SATURN Studie (Study of CoronaryAtheroma by InTravascular Ultrasound: Effect of Rosuvastatin Versus AtorvastatiN) wurden rund 1000 Patienten zwei Jahre lang auf einen LDL-Zielwert von 70 mg/dl eingestellt, um die Wirksamkeit mehrerer Statine untereinander zu vergleichen. Zur Erfolgskontrolle führten die Forscher eine Ultraschall-Sonde in die Arterie ein, um die atherosklerotische Gefäßveränderungen direkt vermessen zu können (intravaskulärem Ultraschall, IVUS).
Der Wirkungs-Unterschied zwischen den Medikamenten war gering, die zusätzlichen Erkenntnisse aus dieser Forschungsarbeit aber spektakulär. Zum einen eröffnet die festgestellte Reduktion der Atherome neue Therapieoptionen, zum anderen wurde bei keinem der Studienteilnehmer die gefürchteten Nebenwirkung von hochdosierten Statinen, eine Rhabdomyolyse (Auflösung quergestreifter Muskelfasern, beispielsweise des Herzen, des Zwerchfells sowie der Skelettmuskulatur) festgestellt.
Deshalb urteilt Prof. Dr. Raimund Erbel von der Klinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Essen, einer der Autoren der Studie auch euphorisch: „Das ist eine sehr wichtige Studie, die erstmals prospektiv gezeigt hat, dass es bei rund zwei Drittel der Patienten zu einer Regression (Rückbildung) der Plaques kommt, wenn ein LDL-Cholesterin unter 70 mg/dl erreicht wird. ( ... ) Regression bedeutet weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle.“
Dabei sollte jedoch nicht vergessen werden, dass Medikamente nur ein Baustein der erfolgversprechenden Arteriosklerose-Therapie sind. Einen ebenso wichtigen Einfluss hat der Lebensstil: Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel (oft auch Diabetes) sind sehr effektive Risikofaktoren. Wer hier seinen Lebensstil modifiziert, kann der Arterienverkalkung vorbeugen und im Ernstfall mit weniger Medikamenten den angestrebten Wert von 70 mg/dl LDL-Cholesterin im Blut erreichen.
Quellen: Nicholls, S.J. et al. (2011): Effect of Two Intensive Statin Regimens on Progression of Coronary Disease. New England Journal of Medicine 365: 2078-2087
Erstellt am 18. März 2013
Zuletzt aktualisiert am 18. März 2013

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