Vitamintabletten können die Gesundheit gefährden

Nierenkoliken durch zuviel Vitamin_C

von Holger Westermann

Ascorbinsäure wird im Körper auch zu Oxalsäure abgebaut, einem Bestandteil der Kalziumoxalat-Steine. Dieser Steintyp ist der mit Abstand häufigste in Niere und Blase. Bekannt ist das schon sehr lange, doch das Ausmaß des Risikos wurde deutlich unterschätzt. So tragen Männer, die regelmäßig Vitamin C einnehmen, ein zweifach erhöhtes Risiko Nierensteine zu bilden. Für Frauen kennt man das Zusatzrisiko durch Vitamintabletten nicht so genau, denn sie waren an der Studie nicht beteiligt.

Da überschüssiges Vitamin C sehr schnell über die Nieren ausgeschieden wird, gingen auch medizinische Fachkreise davon aus, dass eine Tagesdosis von einem Gramm unproblematisch sei. Eine aktuelle Auswertung der 1979 gestarteten Cohort of Swedish Men (COSM) mit 48.850 schwedischen Männern im Alter zwischen 45 und 79 Jahren (Responsrate von 49%) lässt nun Zweifel an diese Überzeugung aufkommen. Keiner der Männer litt zum Start der Datenerhebung unter Nierensteinen, doch in den folgenden 11 Jahren erkrankten 436 Männer. Auffällig war dabei, dass unter den neuen Nierenstein-Patienten sehr viele Männer regelmäßig und dauerhaft Vitamin C Präparate schluckten. Ein Vergleich mit dem Durchschnitt aller Teilnehmer am COSM ergab eine doppelt so hohe Quote.

Für einen direkten Effekt der Vitamin C Einnahme spricht, dass die Wahrscheinlichkeit Nierensteine zu entwickeln in direktem Zusammenhang mit der durch Tabletten aufgenommenen Vitamin C Menge stand. Männer, die mehr als 7 Tabletten pro Woche (mit je 1g Ascorbinsäure) einnahmen, hatten ein 2,2-fach erhöhtes Nierensteinrisiko, bei weniger als 7 Tabletten in der Woche war es nur um den Faktor 1,7 erhöht. Andere Risikofaktoren wie erhöhter BMI (Body Mass Index), starker Alkoholkonsum, Rauchen, erhöhter Blutdruck, Diabetes oder andere Personencharakteristika wie Alter, Bildungsstand, Vitamingehalt der Nahrung spielten offensichtlich keine Rolle.

Weitere wohl bekannte Risikofaktoren für Nierensteine werden noch als mögliche Zusatzfaktoren diskutiert, wie chronische Dehydration, freiwillige oder unfreiwillige Immobilisierung, Einnahme von Schleifendiuretika, Kortikosteroide oder Vitamin D. Doch allein schon die Dosisabhängigkeit des Vitamin C Effektes spricht dafür, dass Patienten mit einem Risiko zur Nierenstein-Bildung zukünftig auf überschüssige und damit überflüssige Einnahme von Ascorbinsäure verzichten sollten.

Quellen:

Laura, D.K. et al. (2013): Ascorbic Acid Supplements and Kidney Stone Incidence Among Men: A Prospective Study. JAMA Internal Medicine, online veröffentlicht am 04.02.2013, doi:10.1001/jamainternmed.2013.2296

Erstellt am 6. Februar 2013
Zuletzt aktualisiert am 6. Februar 2013

Unterstützen Sie Menschenswetter!

Die Höhe des Beitrags liegt in Ihrem Ermessen.

Weitere Informationen...

 3 Euro    5 Euro    12 Euro  
 Betrag selbst festlegen  

Zwischenfrühling

Sonnenschein, Wärme an langen lichten Tage dieser Frühlingsdreiklang lockt hierzulande in den kommenden Tagen ins Freie. Das nasskalte Wetter weicht angenehmer Witterung. Für die Mehrzahl wetterempfindlicher Menschen eine Wohltat - leider wird auch der Pollenflug stimuliert. weiterlesen...


Beschleunigte Alterung der Gehirne erwachsener Frauen nach traumatiesierender Erfahrung in der Kindheit

Erleiden Mädchen emotionale, sexuelle oder physische Gewalt, müssen sie als Frauen mit einem höheren Risiko für Depressionen, Angststörungen, Fibromyalgie, Herzkreislauf - und Stoffwechselerkrankungen leben. Forscher der Charité Berlin haben nun einen weiteren neurologischen Effekt erkannt. weiterlesen...


Schon wenig Rotwein kann massive Kopfschmerzen auslösen

Reichlich Rotwein am Abend kann morgens Kopfschmerz provozieren. Manchen Menschen leiden jedoch schon nach einem kleinen Glas oder gar einem Probierschluck Rotwein und rasch anflutenden Kopfschmerzen - nicht erst nach Stunden im alkoholvertieftem Komaschlaf, sondern unmittelbar anschließend bei hellwachem Bewusstsein. weiterlesen...


Impfsaison 2023/2024 für Menschen mit Atemwegserkrankungen

Robert-Koch-Institut (RKI) und Ständige Impfkommission (STIKO) empfehlen Menschen mit Asthma und COPD frühzeitige Impfung gegen Grippe (Influenza) und neue Corona-Varianten sowie eine Überprüfung des Pneumokokken-Schutzes zur Vorbeugung einer Lungenentzündung. Gerade in der jetzt beginnenden kalten Jahreszeit steigt neben Infektionen der oberen und unteren Atemwege auch das Risiko für spürbare Verschlechterung der Symptomatik von vorbestehenden Lungenerkrankungen. weiterlesen...


Künstliche Intelligenz (KI) unterstützt Ärzte bei der Diagnose

Das Konzept der KI (im Englischen treffender als Artificial Intelligence bezeichnet) ist in der aktuell populären Version auf die Komposition von Texten optimiert. In der medizinische Diagnostik werden andere Qualitäten gefordert. Doch schon heute liefern solche Anwendungen erstaunlich kompetente Unterstützung. weiterlesen...


Wetterwechsel provoziert Migräneattacken

Befragt man Menschen, die unter Migräne leiden, werden zuverlässig bestimmte Wetterlagen oder  eine besonders dynamische Veränderung des Wetters als Auslöser von Schmerzattacken genannt. Deshalb wurde dieser besondere Umwelt-Trigger schon vielfach untersucht. Neue Studien zeigen, dass es nicht die Wetterlage ist, die Schmerzattacken auslöst. weiterlesen...