Intelligenztest gibt Entwarnung für Migränepatienten

Migräne und heftige Kopfschmerzen verändern das Gehirn – aber das macht nichts

von Holger Westermann

Bei akuten Beschwerden können betroffene Menschen auf das Mitgefühl Anderer bauen, aber wer häufig über Schmerzen im Kopf klagt sieht sich mit dem Verdacht konfrontiert, dass „da oben etwas nicht stimmt“. Eine Forschergruppe um Tobias Kurth am Hôpital de la Pitié-Salpêtrière in Paris wollte genau wissen, ob die ständige Schmerzbelastung das Gehirn schädigt.

Bei vorangegangenen Studien war aufgefallen, dass Migränepatienten häufiger als Menschen ohne diese Beschwerden in der weißen Hinrsubstanz Anzeichen von Durchblutungsstörungen zeigten, auch wenn ansonsten keine Hinweise auf einen Schlaganfall oder andere Formen von Hirnschädigungen vorlagen. Doch was bedeutet dieser Befund für Menschen, die unter Migräne leiden?

Aufschluss gab eine Untersuchung der von 780 Menschen mit einem Durchschnittsalter von knapp 70 Jahren. Davon berichteten 163 von wiederkehrenden heftigen Kopfschmerzen, 116 litten an Migräne (17 mit Aura-Erscheinung). Bei den Kopfschmerz- und Migränepatienten wurde wie erwartet eine größere Wahrscheinlichkeit für auffällige Veränderungen in der weißen Hirnsubstanz gefunden, als bei den Menschen ohne wiederkehrende Schmerzbelastung. Bei den Tests zur Leistungsfähigkeit des Gehirns schnitten die Menschen mit chronischem Kopfschmerz oder Migräne aber nicht schlechter ab als die Studienteilnehmer, die ohne diese Belastung leben dürfen.

Einzig die Patienten, die unter Migräne mit Aura leiden müssen nach den Ergebnissen dieser Studie mit einem erhöhten Risiko für Hirninfarkte rechnen. Zu bedenken ist dabei, dass die Zahl dieser Patienten in der Studie mit 17 sehr gering war, für eine allgemeingültige Aussage ist sicherlich noch weitere Forschung notwendig, zumal Schlaganfälle bei Migränepatienten insgesamt, da sie zumeist jünger sind als die Studienteilnehmer, eher selten auftreten.

Quellen: Kurth T. et al. 2011: Headache, migraine, and structural brain lesions and function: population based Epidemiology of Vascular Ageing-MRI study. BMJ 2011; 342:c7357

Erstellt am 25. Januar 2011
Zuletzt aktualisiert am 25. Januar 2011

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