Vor- und Nachteile der akustische Steinzertrümmerung müssen verantwortungsvoll abgewogen werden

Harnsteine zerkleinern mit Schallwellen oder Laser-Skalpell

von Holger Westermann

Seit 1980 das Unternehmen Dornier System aus Friedrichshafen gemeinsam mit den Uniklinikum Großhadern in München den Nierensteinzertrümmerer HM1 vorgestellt hat, gilt die Zerkleinerung der Nierensteine durch eine starke Schallquelle (ESWL) als Methode der Wahl. Die Vorteile sind bestechend, ambulante Behandlung, keine Verletzung der Patienten durch eine invasive Operation, gute Akzeptanz durch die Patienten. Doch inzwischen haben sich auch die operativen Methoden stark verbessert. Insbesondere minimalinvasive endoskopischen Verfahren weisen die selben Vorteile auf wie eine ESWL, zudem sind die Erfolge dieser Behandlungsmethoden offensichtlich nachhaltiger.

Die Zertrümmerung der Harnsteine durch einen Stoßwellen-Apparat von ausserhalb des Körpers (extrakorporale Stoßwellen-Lithostripsie, ESWL) macht aus wenigen großen sehr viele kleine Harnsteine, die natürlich ausgeschieden werden können. Genau hier liegt aber auch der spürbare Nachteil der Methode: „Natürlich ausscheiden“ heißt über den Harnleiter abgehen. Sind einige der nun zahlreichen Trümmerstücke noch zu groß, kann dies mit Schmerzen oder Koliken einher gehen. Ein weiterer Nachteil war und ist, dass nicht alle Trümmerstücke ausgeschieden werden und die verbleibenden den Kern für neue Steine bilden. Nachbehandlungen sind eher die Regel als die Ausnahme.

Insbesondere bei größeren Steinen (> 10 mm) sollte nach einer aktuellen Studie von Wissenschaftlern der Universitätsklinik Freiburg ein minimalinvasives Operationsverfahren in Betracht gezogen werden. Dabei beschränkt sich der sichtbare OP-Zugang auf einen kleine Schnitt, durch den kleinste Operationsinstrumente sowie eine Lichtquelle eingeführt werden. Vor Ort, an der Niere oder am Harnleitertrichter werden hoch spezialisierte Werkzeuge eingesetzt wie Ultraschallsonden mit integrierter Absaugvorrichtung oder Mini-Laser um Steine genau zu zerschneiden. Vorteil dieser Methode ist die sehr gute Nachhaltigkeit der Behandlung. Patienten, deren Steine mit ESWL zertrümmert wurden mussten durchschnittlich 2,28 Behandlungen durchstehen. Bei minimalinvasiven Eingriffen waren die Steinentfernung zumeist mit einem Termin abgeschlossen (je nach Methode 1,23 oder 1,05 Behandlungen). Für Patienten mit Harnsteinen und/oder Koliken kann es sich lohnen, mit dem Arzt über die vielfältigen Therapieoptionen zu sprechen.

Quellen:

Kronenberger, S. (2012): Harnsteine zertrümmern: Tage der ESWL gezählt? Medical Tribune 47(21): 14.

Miernik, A. et al. (2012): Moderne Steintherapie - Ist die Ära der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie zu Ende? Der Urologe 51(3): 372-377

Erstellt am 28. Mai 2012
Zuletzt aktualisiert am 28. Mai 2012

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