Wetter
12.03.2012: Hochdruckgebiete bringen nicht immer "schönes" Wetter
Wer dieser Tage auf sein Hausbarometer schaut oder auch mal zaghaft darauf klopft (bitte nicht übertreiben, es ist alles in Ordnung), der mag sich wundern. Trotz hohem Luftdruck ist beim Blick aus dem Fenster von dem angekündigten „schönen Wetter“ nichts zu sehen. Gelten die alten Wetterregeln nicht mehr, dass ein Hochdruckgebiet stets Sonnenschein bringt – im Sommer sehr warm, im Winter auch mal sehr kalt? In der ersten Hälfte des Februar 2012 haben wir es in Deutschland noch eindrucksvoll erlebt, Hoch „Cooper“ mit Sonnenschein bei Dauerfrost. Aber jetzt liegt Deutschland bei Hochdruckwetter unter bedecktem Himmel mit Sprühregen bei mäßig warmen Temperaturen.
Das wetterbestimmende Hoch „Gulliver“ liegt leider nicht direkt über Deutschland, sondern es hat seinen Schwerpunkt über den Britischen Inseln. Laienhaft gesprochen: "Das Hoch liegt an der falschen Stelle", denn letztlich liegen wir nur am Rande, auf der Ostflanke, des Hochs. Da sich Hochdruckgebiete auf der Nordhalbkugel der Erde im Uhrzeigersinn drehen liegt Deutschland derzeit in einer nordwestlichen Luftströmung. Bei ihrem Weg über die Nordsee nimmt die Luft reichlich Feuchtigkeit auf. So ziehen von der Nordsee her tiefliegende Wolken nach Deutschland, die zwar keine üppigen Schauer oder anhaltenden Regen bringen, aber verbreitet für bedecktes oder auch neblig trübes Wetter sorgen. Durch die Thermodynamik innerhalb des Hochdruckgebietes lösen sich solche Wolkenschleier normalerweise rasch auf, doch derzeit reicht dessen Energie nicht aus, auch die bodennahen Luftschichten ausreichend zu erwärmen um die Wolken dort aufzulösen. Es entsteht eine Inversionswetterlage, in den Tälern liegt der Nebel und auf den Bergen scheint die Sonne. Aktuell, am Montagmorgen, liegt diese Inversion in Deutschland etwa bei 600-700 m im Norden und über 2.000 m im Südosten.
Heute bedeutet das für große Teile Deutschlands eine dichte Wolkendecke, nur im Südwesten können sich die Menschen gebietsweise über Sonnenschein freuen. So bleibt das Wetter auch morgen, aber ab Mittwoch geht „Gulliver“ auf Reisen und bewegt sich in Richtung europäisches Festland. Ab Donnerstags liegt das Hochdruckgebiet dann östlich von uns, auf der "richtigen Seite“. Die Feuchte- und Wolkenzufuhr von der Nordsee her wird unterbrochen und mildere Luft sorgt in Verbindung mit Sonnenschein für einen merklichen Temperaturanstieg. So kann bereits am Donnerstagnachmittag am Oberrhein die 20-Grad-Marke erreicht werden, bevor es Freitag wahrscheinlich deutschlandweit frühlingshafte 13 bis 22°C gibt. Das lässt schon heute, am Montag, auf ein sonniges Wochenende hoffen. Für wetterempfindliche Menschen eine gute Prognose, sofern sie nicht an Atemwegserkrankungen leiden. Hier kann der mit Macht einsetzende Pollenflug die typischen Effekte für Wetterempfindlichkeit, Temperaturentwicklung und Veränderung der Luftfeuchtigkeit, in der Wirkung auf die Beschwerden übertreffen.
Quellen: Dipl.-Met. Jens Hoffmann: GULLIVER und sein Mühen um "schönes" Wetter. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 12.03.2012
Erstellt am 12. März 2012
Zuletzt aktualisiert am 19. September 2012

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