Wetter

19.02.2012: Schneehöhenmessung, präzise Methode ergibt irritierende Ergebnisse

von Holger Westermann

Für Wintersportler ist der aktuelle Wetterbericht verheißungsvoll: "An den Alpen bleibt es den ganzen Tag bedeckt mit länger andauernden Schneefällen." Der Neuschnee verlängert die Skisaison, denn bis zum Abschmelzen des Schnees dauert es nun noch ein wenig länger. Aber wie misst man Schnee? Insbesondere, wie misst man die Neuschneehöhe?

Die Neuschneehöhe wird auf einer ebenen Fläche gemessen, danach wird der Schnee weggekehrt und zum nächsten Messtermin wird wiederum der Neuschnee gemessen. Wenn es nicht taut, dann gilt in etwa die Gleichung: Schneehöhe vom Vortag + Neuschneehöhe = Aktuelle Schneehöhe. Das Verfahren funktioniert recht ordentlich an Wetterstationen, die wenig dem Wind ausgesetzt sind.

Nun tummeln sich die meisten Wintersportler an Berghängen, dort weht oftmals ein kräftiger Wind und da ist die Messung nicht ganz so einfach. Man behilft sich mit Grundrechenarten und ermittelt die Neuschneehöhe aus der Differenz zwischen der gestrigen und der heutigen Schneehöhe. Das kann bei Wind und Schneeverwehungen dazu führen, dass die Schneehöhe nicht zunimmt obwohl es den ganzen Tag schneit. Erstaunlich, aber eine korrekte Messung.

An Stationen, die fast permanent im Starkwind liegen, wie zum Beispiel an der Zugspitze, wird der Neuschnee daher nicht gemessen, sondern berechnet. Dazu nimmt man die Menge des geschmolzenen Schnees aus dem Niederschlagsmesser und multipliziert sie je nach Temperatur mit einem Faktor zwischen 10 und 40. Bei Temperaturen um 0 °C nimmt man den Faktor 10. Bei kalten Temperaturen unter -20 °C berechnet man die Schneehöhe mit dem Faktor 40. Aus 5 mm (geschmolzenem) Niederschlagswasser werden dann 20 cm Neuschnee.

Auf der Zugspitze liegen derzeit 485 cm Schnee und wir nehmen an, dass bis zur nächsten Schneehöhenmeldung die "gemessenen" 20 cm Neuschnee dazukommen. Hat der Wind bis morgen früh den Schnee auf dem Schneemessfeld zum Teil weggeweht, sodass die Gesamtschneehöhe gegenüber heute auf 470 cm gesunken ist, so kann das mathematische Wunder aus der Überschrift Einzug in die Stationsdaten finden. Dann ist die Gleichung 485 cm + 20 cm = 470 cm durchaus korrekt, könnte aber auch irritierend wirken.

Quellen:

Dipl.-Met. Christoph Hartmann: 485 + 20 = 470  Mathematische Wunder der Meteorologie. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 19.02.2012

Erstellt am 19. Februar 2012
Zuletzt aktualisiert am 19. September 2012

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