Wetter

11.02.2012: Tiefsttemperaturen der Nacht werden am frühen Morgen gemessen

von Holger Westermann

Warum ist die offizielle Tiefsttemperaturen einer Nacht nicht unbedingt der niedrigste Temperaturmesswert? Weil die Tiefstwerte der Nacht nach meteorologischen Kriterien bestimmt werden: Tiefstwerte werden etwa eine Stunde nach Sonnenaufgang erreicht, weil erst dann die Einstrahlung der Sonne die Kälte bringende Ausstrahlung in das Weltall übersteigt. Bei uns in Deutschland ist das während des Winters zwischen 08 und 09 Uhr mitteleuropäischer Zeit, denn die Sonne geht derzeit etwa um 07:45 auf.

Aber warum werden die Tiefstwerte bei klarem Himmel erst etwa eine Stunde nach Sonnenaufgang erreicht? Wer in den letzten Tagen an einer windgeschützten Stelle in der Sonne stand, konnte die Strahlungswärme unmittelbar spüren. Jede Hautpartie im Sonnenlicht wurde angenehm erwärmt, doch im Schatten bleibt es kalt. Eine kalte Wand im Rücken scheint die Wärme förmlich abzusaugen. Ursache dafür ist die langwellige Wärmestrahlung, die vom wärmeren zum kälteren Körper geht, also von der Sonne zum 37 °C warmen Körper und vom 37 °C warmen Körper zur kalten Wand.

Wer in seiner Jugend bei den Pfadfindern war kennt den Lagerfeuer-Effekt in den frühen Morgenstunden bei klarem Himmel: Vorne Bullenhitze, hinten eiskalt. Die Strahlung geht auch hier vom heißen Feuer zum Körper. Wohin aber geht die Strahlung vom Körper, sodass man am Rücken friert? Sie geht in den Weltraum, der mit - 273° Grad deutlich kälter als der Körper ist.

Und genau das macht die Erde den lieben langen Tag. Sie heizt den Weltraum und müsste eigentlich in -geologisch- kürzester Zeit ausgekühlt sein. Aber zum Glück heizt die Sonne der Erde so zuverlässig ein. Eine idealisierte Beispielrechnung soll das erläutern. Nehmen wir an, die Erde heizt den Weltraum mit etwa 50 Watt/m² und die Sonne liefert uns mittags 200 W/m². Wenn die Sonne aufgeht, liefert sie beim Aufgang natürlich nicht sofort die 200 Watt, sondern ihre Strahlung beginnt bei 0 Watt, während die Erde weiterhin 50 Watt abgibt. Erst wenn die Sonne so hoch steht, dass deren Einstrahlung mit 50 Watt der Ausstrahlung der Erde von 50 Watt entgegensteht, wird es nicht mehr kälter. Bis dahin vergeht ab Sonnenaufgang eine Weile. Bis das auch das vor der Sonnenstrahlung geschützte Thermometer merkt, dauert es halt etwa eine Stunde.

Deshalb messen wir in Deutschland um 10 Uhr gesetzlicher Zeit die Tiefstwerte erneut. Dann haben wir sicherlich auch die wirklich kälteste Temperatur erwischt.

Quellen:

Dipl.-Met. Christoph Hartmann: Tiefsttemperaturen der Nacht. Immer der wirkliche Tiefstwert? Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 11.02.2012

Erstellt am 11. Februar 2012
Zuletzt aktualisiert am 19. September 2012

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