Keine ernste Krankheit, aber in der Schule sind ernste Folgen durchaus möglich
Sport kann jugendlichen Mädchen mit zu niedrigem Blutdruck helfen, aber wie motivieren sie sich dazu?
Junge schlanke Mädchen haben oft zu niedrigen Blutdruck (Hypotonie). Da ist zwar nicht gefährlich aber lästig und möglicherweise auch für so manche Schulprobleme verantwortlich. Denn kurz vor der Ohnmacht ist es mit Konzentration und geistiger Leistungsfähigkeit nicht mehr allzu gut bestellt. Als Lösung wird den jungen Damen ein regelmäßiges Sportprogramm empfohlen. Ein Forscherteam aus Spanien und den USA hat nun untersucht, welche Motivationsprogramme erfolgreich sind, um eine nachhaltige Besserung zu erzielen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO, World Health Organization) definiert einen zu niedrigen Blutdruck bei Frauen, wenn langfristig weniger als 100/60 mmHg (systolisch/diastolisch) gemessen werden. Zwar besteht bei einer Hypotonie keine unmittelbare Gesundheitsgefahr, aber die Lebensqualität kann doch erheblich leiden. Betroffene fühlen sich schlapp und lustlos, leiden unter Konzentrationsstörungen und Schwindelgefühl. Bei schnellem Aufstehen kann es sogar zum Wegsacken der Beine und zu Stürzen kommen. Für Schülerinnen oder junge Frauen in der Ausbildung eine schwierige Situation, insbesondere wenn Klassenarbeiten oder andere Prüfungen anstehen. Nervosität kann die Symptome verstärken.
Norbert Smetak, Vorsitzender des Bundesverbandes Niedergelassener Kardiologen empfiehlt in einer Pressemitteilung vom Juli 2010 bei zu niedrigem Blutdruck Heiß-Kalte-Wechselduschen: „Dabei sollte man das Duschen immer mit kaltem Wasser abschließen“. Laut Lehrbuch eine erfolgversprechende Therapie, aber wer macht das schon freiwillig? Sport erscheint da als verlockendere Alternative. Damit sich der blutdruckstablisierende Effekt nachhaltig einstellt, muss die Motivation zur Bewegung aber von Dauer sein.
Gerade in den USA gibt es eine Vielzahl von Initiativen, die sich mit speziellen Programmen an Mädchen und junge Frauen wenden, um sie zu regelmäßigem Training anzuhalten. Einige setzen bei der Gesundheitsvorsorge an, andere versuchen über die Schulen Einfluss zu nehmen. Dabei kommen unterschiedliche pädagogische Konzepte oder Marketing-Strategien zum Einsatz. Ob solche Konzepte auch bei Mädchen und jungen Frauen sinnvoll, d.h. wirksam sind, wurde durch den Vergleich von 29 wissenschaftlichen Studien mit 21 verschiedenen Interventionsarten untersucht. Nur knapp die Hälfte der Interventionskonzepte (10 von 21) zeigte jedoch eine positive Wirkung.
Gemeinsam ist den erfolgreichen Konzepten, dass sie die besonderen Ansprüche von Mädchen und jungen Frauen berücksichtigen und gleichzeitig auf die kommunikative Unterstützung von Vorbildern (Testimonials) bauen. Die Vorbilder zeichnen sich dadurch aus, dass sie von den Angesprochenen in besonderem Maß respektiert werden. Damit dienen sie, wie auch die „besonderen Ansprüche“, der Abgrenzung von anderen soziologischen Gruppen – die sich an ganz anderen Respektspersonen orientieren.
Mädchen und junge Frauen wollen offensichtlich persönlich, zumindest aber ihren individuellen Vorlieben entsprechend, angesprochen werden, um sich für ein Sportprogramm zu begeistern. Aktionen wie „Trimm Dich fit – Alle machen mit“, die Jung und Alt, Mann und Frau erreichen wollen, verfehlen ihr Ziel. Wie können sich die jungen Damen nun selbst motivieren? Schließlich ist es ihre persönliche schulische oder berufsbildende Leistung, die ständig unterbewertet wird, nur weil der Kreislauf schlapp macht. Am besten suchen sie sich gemeinsam mit Freundinnen ein passendes Angebot aus. Das passt dann wahrscheinlich auch zu ihren besonderen Ansprüchen und wer sich zum Sport verabredet, hält auch länger durch.
Quellen: Braun, B. (2012): Wodurch können Interventionen für mehr körperliche Aktivitäten von Schülerinnen wirksamer werden? Forum Gesundheitspolitik, online veröffentlicht am 01.02.2012
Camacho-Miñano M.J. et al. (2011): Interventions to promote physical activity among young and adolescent girls: a systematic review. Health Education Research 26(6): 1025-1049
Erstellt am 8. Februar 2012
Zuletzt aktualisiert am 8. Mai 2012

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