Probleme können schon auftreten, wenn Grenzwerte noch nicht unterschritten sind
Testosteron-Mangel macht Männer depressiv
Leiden Männer unter Antriebsschwäche, andauernder Müdigkeit und nachhaltigem Verlust der Lust, könnte ein manifester Mangel des männlichen Sexualhormons die Ursache sein. Sicherlich sind auch die Symptome selbst hinreichend Anlass für eine dauerhaft depressive Stimmung, doch scheint der Testosteron-Mangel die Entwicklung einer echten Depression (major depression) zu fördern. Forscher fordern eine erhöhte Aufmerksamkeit bei Risikopatienten.
Das Absinken des Testosteron-Spielgels ist eine ganz normale Alterserscheinung. Ab dem 40. Lebensjahr verringert sich der Hormongehalt im Blut; so wird in der nicht wissenschaftlichen Literatur auch gern über die „Wechseljahren des Mannes“ geschrieben. Die Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) erklärt diese Interpretation jedoch zum medizinischen Mythos. Die altersbedingte Testosteron-Reduktion führe nur bei 3 bis 5% der Männer zwischen 60 und 79 Jahren zu einem medizinisch relevanten Mangel (unterhalb von 10,4 nmol/l* Blut).
In einem Forschungsprojekt untersuchten Wissenschaftler der George Washington University (Washington, Columbia, USA) 200 Männer im Alter zwischen 20 und 77 Jahren mit einem grenzwertigen Testosteron-Spiegel zwischen 6,9 und 12 nmol/l. Die Männer wurden nach ihrem allgemeinen Gesundheitsbefinden befragt, speziell aber nach Symptomen einer Depression.
Hier zeigten 56% der Männer mit niedrigem Testosteron-Spiegel klinische Symptome einer Depression. Der Vergleichswert liegt bei 6 bis 23%. Rund ein Viertel der Männer war schon in fachärztlicher Behandlung und wurde mit Antidepressiva behandelt. In dieser Gruppe traten zudem überproportional häufig auch andere Symptome eines Testosteron-Mangels auf, wie Übergewicht, Motivationsschwäche, Schlafstörung und Potenzprobleme.
Die Forscher empfehlen daher in ihrem Fazit, dass auch Männer mit moderatem Testosteron-Mangel, deren Werte nahe am unteren Grenzwert liegen, auf eine Neigung zu Depression untersucht werden. Möglicherweise kann eine Hormon-Substitution das Entstehen psychischer Erkrankungen verhindern oder zumindest deren Symptomatik lindern.
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* nmol/l = Nanomol pro Liter Blut, entspricht 10−9 Mol. Ein Mol ist eine chemische Mengenangabe, die sich nicht an der Masse eines Stoffs, sondern an der Anzahl der Moleküle orientiert. Ein Mol sind rund 6 * 1022 Moleküle; ein nmol sind demnach rund 6 * 1013 Moleküle.
Quellen: Westley, C.J. et al. (2015): High Rates of Depression and Depressive Symptoms among Men Referred for Borderline Testosterone Levels. Journal of Sexual Medicine, online veröffentlicht 30. Juni 2015. DOI: 10.1111/jsm.12937
Erstellt am 16. Juli 2015
Zuletzt aktualisiert am 16. Juli 2015

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