Wetter
Stabile Südlage macht Alpen zur Schnee- und Wetterscheide
Die aktuelle Luftdruckverteilung über Mitteleuropa erinnert an den letzten Winter. Auch damals häuften sich sogenannte Südlagen, bei denen feuchtwarme subtropische Luftmassen nordwärts gegen die Alpen geführt werden. Am Südhang der Alpen regnet und schneit es dann heftig und anhaltend; auf der Nordseite sorgt Föhn für milde Witterung. So wurde im Winter 2013/14 die Alpensüdseite mit meterhohen Schneemassen regelrecht zugeschüttet, während die Skigebiete auf der Nordseite kaum Pisten präparieren konnten.
Auch heuer (in diesem Jahr) erwiesen sich Südlagen als stabil und penetrant. Immer wieder stellte sich seit Herbstbeginn eine Südströmung ein, heftige Regenfälle in Frankreich und Italien waren die Folge. So ergießt sich seit vergangenem Sonntag südlich der Alpen, vor allem direkt am Südhang des Gebirges, dauerhafter und vielfach ergiebiger Niederschlag, während auf der Alpennordseite Föhn, Sonne und November-Wärme das Wetter bestimmen. Erst jenseits der Mainlinie können atlantische Tiefdruckgebiete ihren Einfluss geltend machen.
Der Aufbau einer solchen Wetterlage ist immer die gleiche: Über dem nahen östlichen Nordatlantik (also knapp westlich des europäischen Kontinents) herrscht tiefer Luftdruck mit einer Luftströmung entgegen dem Uhrzeigersinn. Demgegenüber liegt über Ost-und Nordeuropa ein Hochdruckgebiet mit einer Luftströmung im Uhrzeigersinn. Durch die gegenläufige Zirkulation etabliert sich dazwischen stabiler Südwind. Je stärker die Drucksysteme ausgebildet sind, um so dynamischer wird Warmluft nach Norden transportiert. Über dem Mittelmeer nimmt die Luft reichlich Wasserdampf auf (aktuelle Oberflächentemperatur um 20°C), so dass feuchtwarme Luftmassen gegen die Alpen prallen. An diesem orographischen Hindernis muss die Luft aufsteigen. In oberen Atmosphäreschichten kondensiert die Luftfeuchte zu Wolken und es beginnt zu regnen – oder zu schneien.
In den vergangenen drei Tagen ergossen sich große Regenmengen über Südfrankreich und Norditalien sowie die Südschweiz. Gebietsweise wurden die andauernden und kräftigen Regenfällen noch durch Gewitter verstärkt. Im Tessin (Schweiz) waren 200 l/m2 während der drei Tage keine Seltenheit. Dabei schneite es erst ab 1.700 bis 2.000m; so ließ der Regen Bäche und Flüsse anschwellen, Überschwemmungen aber auch Erdrutsche und Murenabgänge aufgrund durchfeuchteter Hänge waren die Folge.
Ganz anderes gebärdet sich derweil das Wetter auf der Nordseite der Alpen. Nach Abregnen und Alpenüberquerung sinkt die nun vergleichsweise trockene Luft ab und erwärmt sich dabei adiabatisch (durch Änderung des Luftdrucks auf dem Weg ins Tal). Die Menschen spüren bei Sonnenschein einen trockenen warmen Wind, den Föhn. Dessen Einflussbereich reicht nicht allzu weit. Unmittelbar am deutschen Alpenrand stieg die Temperatur am Dienstag auf über 15°C, in Oberstdorf sogar auf 20,1°C. Dagegen wurden rund um München nur 8 oder 9°C registriert. Manche Menschen klagen dann auch unter Kopfschmerzen oder gar Migräne. Andere spüren verstärkt innere Unruhe oder Konzentrationsprobleme, die Mehrzahl freut sich über Biergartenwetter außerhalb der Saison.
Quellen: Dipl.-Met. Jens Hoffmann: Im Süden nass, im Norden warm - die Alpen als Wetterscheide par excellence. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 12.11.2014
Erstellt am 12. November 2014
Zuletzt aktualisiert am 12. November 2014

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