Wetter
Tau, Dunst und Nebel
Wer derzeit, Anfang Oktober, am frühen Morgen ins Freie geht sieht Autoscheiben und Wiesen von Feuchtigkeit überzogen und die Sicht verschwindet nach wenigen hundert Metern in grauer Watte. Sonnenschein ist trotz Hochdruckwetterlage auch am späten Vormittag noch selten, mancherorts bleibt es den ganzen Tag trüb. Vielerorts dringen erst gegen Mittag Sonnenstrahlen bis zum Boden durch, dann wird es rasch wärmer. Am frühen Nachmittag steigt die gefühlte Temperatur in der Sonne rasch auf über 25°C.
Ideal für die Nebelbildung ist eine Hochdruckwetterlage, wenn im Herbst die Nächte länger sind als der lichte Tag, die Mittagssonne aber noch hoch genug am Himmel steht, um den Boden und damit die bodennahe Luft deutlich zu erwärmen. In den ausgedehnten Nächten kühlt die Luft deutlich ab, schon bald ist der Wärmespeicher der oberen Bodenschichten ausgezehrt. Am frühen Morgen, wenn der letzte wärmende Sonnenstrahl am längsten zurück liegt, wird die niedrigste Temperatur erreicht. Mancherorts tritt dann schon Raureif und Straßenglätte auf, vielerorts überzieht Tau Wiesen, Blätter und Autos – oftmals bildet sich Nebel (Sichtweite < 1km, ansonsten spricht man von Dunst).
Nebeltröpfchen entstehen, wenn die Luft mit Wasserdampf gesättigt ist (relative Luftfeuchte 100%) und Kondensationskeime (Staub, Ruß, Pollen) zur Verfügung stehen. Je niedriger die Lufttemperatur ist, desto weniger Wasserdampf kann die Luft enthalten (absolute Luftfeuchte in g/m3). Wasserdampf kondensiert, wenn Luft mit hoher relativer Luftfeuchte abkühlt. Dann heften sich Wassermoleküle an Kondensationskeime (Adhäsion). Dabei wächst deren Oberfläche wodurch sich eine noch größere Zahl an Wassermolekülen anlagern können. So entstehen rasch kleine Tröpfchen, die groß genug sind, um das Licht zu streuen, aber klein genug bleiben, um in der Schwebe zu verharren.
Im Herbst sind die Bedingungen dafür ideal. Tagsüber erwärmt sich die Luft bei Sonnenschein die Luft und kann viel Wasserdampf aufnehmen; nachts kühlt die Luft deutlich ab, der Wasserdampf kondensiert, es bilden sich Nebeltröpfchen. Erst wenn die Sonne hoch genug am Himmel steht um die Luft deutlich zu erwärmen, schwindet der Nebel. Die Nebeltröpfchen und der Tau gehen als Wasserdampf wieder in der erwärmten Luft auf, die relative Luftfeuchte bleibt konstant bei knapp 100%, die absolute Luftfeuchte steigt an.
Besonders in Tallagen und Niederungen, wo sich die schwere kalte Luft ansammeln kann und die Sonnenstrahlen erst gegen Mittag hinein scheinen, hält sich der Nebel hartnäckig. In besonders ungünstigen Lagen bleibt es im Herbst und Winter den ganz Tag über neblig. Es gibt aber auch offene Landschaften, beispielsweise die Schwäbische Alb, die Bodenseeregion oder die Lüneburger Heide sowie die Landschaften entlang großer Flüsse wie Rhein und Donau, die für ausdauernde Nebellagen bekannt sind.
Meteorologen kennen mehrere Nebelformen, die auf unterschiedliche Wetterphänomene zurück gehen und demzufolge auch für unterschiedliche Landschaften typisch sind:
- Abkühlungsnebel – entsteht, wenn sich feuchtwarme Luft so weit abkühlt, dass die Luftfeuchte kondensiert.
- Strahlungsnebel – entsteht bei stabilen Hochdrucklagen mit sonnigen Tagen (erwärmte Luft nicht Feuchtigkeit auf) und sternklaren Nächten (Boden und Luft kühlen ab, Luftfeuchte kondensiert).
- Advektionsnebel – entsteht, wenn feuchtwarme Luft einströmt (Advektion) und sich über einen kälteren Untergrund schichtet. An der Grenzfläche wird die Luft so stark herabgekühlt, dass die Luftfeuchte kondensiert. Dies kann am Boden, aber auch an der Grenzfläche zwischen unterschiedlich temperierten Luftschichten auftreten, dann entsteht Hochnebel.
- Orographischer Nebel – entsteht, wenn feuchtwarme Luft über unebene Landschaft strömt und dabei an einem Berg (orographisches Hindernis) hinaufsteigt. Dabei kühlt die Luft ab (adiabatische Abkühlung ca. 0,5 bis 1°C pro 100m), Luftfeuchte kann kondensieren.
- Verdunstungsnebel – entsteht, wenn die Luft mit Feuchtigkeit angereichert wird, beispielsweise durch Verdunstung über feuchten Wiesen/Mooren, Seen, Flüssen oder über dem Meer. Dann genügt eine marginale Abkühlung, damit die Luftfeuchte kondensiert.
Sicherlich treten zumeist Mischformen auf, doch zeigt schon die Charakterisierung, dass manche Landschaften für spezielle Nebeltypen prädestiniert sind. In Flusstälern und an großen Seen sowie am Meer tritt vorrangig Verdunstungsnebel auf, während sich über offene Landschaften, insbesondere Hochebenen, vermehrt Strahlungsnebel ausbreitet. Orographischer Nebel wird in Luv (dem Wind zugewandte Seite) der Berghänge aufsteigen, während der Advektionsnebel oft im Winter bei auflandigem Wind an den Küsten auftreten – dann ist die Luft über dem Meer noch warm und feucht, die über der Landmasse aber schon sehr weit abgekühlt.
Für wetterempfindliche Menschen bedeutet Nebel zunächst einmal nasskaltes Wetter. Wer unter Gelenkschmerzen leidet, sei es aufgrund rheumatischer Erkrankungen, Arthrose oder Fibromyalgie, spürt eine größere Belastung als an nebelfreien Tagen. Hält die Nebellage mehrere Tage an, ohne dass sich der Himmel lichtet, verschlechtert sich die Atemluftqualität. In den Nebeltröpfchen sammeln sich Luftschadstoffe, zudem sinkt der Sauerstoffgehalt. Menschen mit Atemwegserkrankungen sollten auf anstrengende Aktivitäten, die den Sauerstoffbedarf steigern, verzichten.
Quellen: Dipl.-Met. Christian Herold: Nebel. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 29.09.2014
M.Sc.-Met. Andreas Würtz: Taubildung. Thema des Tages, Newsletter des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vom 30.09.2014
Erstellt am 2. Oktober 2014
Zuletzt aktualisiert am 3. Oktober 2014

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