Schlechte Laune schärft die Aufmerksamkeit
Garstiges Wetter garantiert grandioses Gedächtnis
Euphorie ist offensichtlich kein guter Gedächtnistrainer. Bei schlechtem, regnerischem Wetter ist die Stimmung oft getrübt, aber dafür ist das Kurzzeitgedächtnis im Alltag deutlich besser als bei Gute-Laune-Sonnenschein. Untersucht wurde in dieser psychologischen Studie nicht das gewollte Lernen, beispielsweise in der Schule, sondern das Erinnern an zumeist unbewusst Wahrgenommenes. In solchen Alltags-Situationen zeigt sich der wetterbedingte Stimmungswandel sehr viel deutlicher als bei Tests am Schreibtisch unter Laborbedingungen.
Ein australisches Forscherteam um Prof. Dr. Joseph Forgas von der University of New South Wales, School of Psychology, Sydney hat das Labor auf die Straße geholt, genau gesagt in einen kleinen Kiosk. Im Kassenbereich wurden zehn für einen solchen Laden eher ungewöhnliche Gegenstände platziert. Sobald die Kunden den Kiosk verlassen hatten wurden sie befragt, an welche der Gegenstände sie sich erinnern können*. Dabei schnitten die Menschen an sonnigen Tagen deutlich schlechter ab als bei trübem oder regnerischem Wetter. Dieses Ergebnis bestätigte sich sowohl bei den richtig negativen Fehlern (ein tatsächlich vorhandener Gegenstand wurde nicht erinnert), bei denen drei mal so viele Gegenstände erinnert wurden, als auch bei den falsch positiven Fehlern (ein genannter Gegenstand war gar nicht vorhanden).
Zur Erklärung dieses Phänomens postulieren die Forscher, dass die schlechte Stimmung eine skeptische und damit sorgfältige Verarbeitung der visuellen Eindrücke stimuliere. Auf der anderen Seite befördere eine positive Stimmungslage einen weniger wachsamen Denkstil, einen Mangel an Aufmerksamkeit.
Die Studie zeigt, dass schlechte Laune auch positive Seiten hat: Aufmerksamkeit und Erinnerungsvermögen profitieren davon. Wobei dieser Befund nur für Alltagssituationen gilt. Er ist nicht zwingend auf die Motivations- und Konzentrationsleistung am Arbeitsplatz zu übertragen. Eine besondere Bedeutung heben jedoch auch die Autoren der Studie hervor: Zeugen eines Unfalls oder Verbrechens sollten ihre Beobachungen im Idealfall schlecht gelaunt gemacht haben. Dann kann die Polizei auf vertrauenswürdige und detaillierte Beschreibungen hoffen.
(* Im zweiten Teil des Fragebogen wurde abgeklärt, ob sich die Menschen bei Sonnenschein tatsächlich in besserer Stimmung befanden als bei Regen. Zudem wurde überprüft, ob sich die Kunden bei Regen möglicherweise länger im Kiosk aufhielten als bei Sonnenschein. Beide Fehlerquellen konnten ausgeschlossen werden.)
Quellen: Forgas, J.P. et al. (2009): Can bad weather improve your memory? An unobtrusive field study of natural mood effects on real-life memory. Journal of Experimental Social Psychology 45(1): 254-257, doi 10.1016/j.jesp.2008.08.014
Erstellt am 27. September 2012
Zuletzt aktualisiert am 19. November 2014
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